Begründer und wohl bedeutendster Vertreter der modernen türkischen Lyrik, schaffte Hikmet es trotz Verfolgung, langjährigen Haftstrafen und Exil, mit seinen bewegenden und engagierten Werken weltweit Ruhm zu erlangen

EIN POET WIE EIN BAUM, WIE EIN MEER, WIE EINE SONNE von Dietrich Gronau

Im Januar 2002 versammelten sich Literaturwissenschaftler, Übersetzer und Lyriker aus vielen verschiedenen Ländern in Istanbul, um den 100. Geburtstag von Nāzim Hikmet zu begehen. Sie kamen nicht nur deshalb in die Stadt am Bosporus, weil die UNESCO das gleiche Jahr zum Nāzim-Hikmet-Jahr erklärt hatte, sondern um ihrer Bewunderung für den 1963 Verstorbenen Ausdruck zu verleihen, um dem Poeten, der bis heute in seinem umfangreichen Werk fortlebt, in seiner Heimat zu huldigen.

Nāzim Hikmet war immer vor allem ein Volkspoet, ein Dichter, der über die Menschen auf der Straße und ihre niemals erlöschende Sehnsucht nach Liebe, Natur und Unabhängigkeit schrieb. Als er 1902 in Selānik – der heute in Griechenland gelegenen, damals noch zum Osmanischen Reich gehörenden Stadt Thessaloniki – geboren wurde, befand sich die Gesellschaft, in der er aufwuchs, in einer Phase politischer und gesellschaftlicher Unruhen.

Dr. Dietrich Gronau lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Er veröffentlichte Biografien über Marguerite Yourcenar, Heinrich Heine, Martin Luther und Kemal Atatürk. Seine Monografie über Nāzim Hikmet erschien 1991 bei Rowohlt.

© KulturForum / Dietrich Gronau, Berlin, Oktober 2010

Auszug aus dem Essay im Begleitheft zur Filmreihe »Menschenlandschaften - Sechs Autorenportraits der Türkei«, hergestellt und herausgegeben vom KulturForum TürkeiDeutschland.

Mehr über den Autor unter www.nazimhikmet.org.tr