Die international meistgelesene Schriftstellerin der Türkei wurde mit ihren Romanen »Der Bastard von Istanbul« und »Die Liebe« weltberühmt. Ihre Bücher weisen eine große Sensibilität für kulturelle, ethnische und religiöse Unterschiede auf.

DIE GEZEITEN VON HERZ UND VERSTAND von Erika Glassen

Unter den türkischen Autorinnen und Autoren, die man zur Postmoderne zählt, ist Elif Safak, neben Orhan Pamuk, international am bekanntesten. Das liegt sicher auch an ihrem »sprachlichen Nomadentum«, wie sie es nennt. Einige ihrer Romane schrieb sie zuerst auf Englisch und ließ sie dann, in enger Zusammenarbeit mit den Übersetzern, ins Türkische übertragen. Man könnte das eine raffinierte, geistige Doppelzüngigkeit nennen, denn sie empfindet Türkisch als die Sprache ihres Herzens und Englisch als die Sprache des Verstandes.

Sie wird 1971 in Straßburg als Elif Bilgin geboren. Nachdem sich ihre Mutter, eine Diplomatin, von ihrem Vater, einem Pädagogen, getrennt hat, wächst das Mädchen vaterlos und meist unter Frauen auf. Sie lebt abwechselnd bei einer ihrer Großmütter in der Türkei und erfährt schon damals, dass in der islamischen Religiosität verschiedene Gottesvorstellungen lebendig sind. Bei ihrer Großmutter väterlicherseits lernt sie das zornige Angesicht Gottes kennen, vor dem man sich fürchten muss, während ihre Großmutter mütterlicherseits denselben Gott als gütige Allmacht verehrt.

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Die Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Erika Glassen lehrt an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Gemeinsam mit Prof. Dr. Jens Peter Laut ist sie Herausgeberin der »Türkischen Bibliothek« des Unionsverlages.

© KulturForum / Erika Glassen, Freiburg, November 2010

Auszug aus dem Essay im Begleitheft zur Filmreihe »Menschenlandschaften - Sechs Autorenportraits der Türkei«, hergestellt und herausgegeben vom KulturForum TürkeiDeutschland.

Mehr über die Autorin unter www.elifsafak.com.tr und www.elifsafak.com